

Vergiftung durch Haushaltsmittel und Weiteres
Tiernotdienst
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Vergiftung durch Haushaltsmittel und Weiteres
Tiernotdienst: 02/01/2014 - 04:56:41 durch Admin
Der 3. und letzte Teil unserer Vergiftungsreihe beschäftigt sich mit allem, was nicht zu Pflanzen und Lebensmitteln gehört - wir haben die gängigsten und wichtigsten Gifte aufgelistet, wenn euch weitere bekannt sind, freuen wir uns über eine Mitteilung in den Kommentaren.
Natürlich ist unsere Liste bei ca. 50.000 Giften (oder mehr) nicht vollständig, aber wir bemühen uns, euch die Gängigsten näher zu bringen.
In Teil 1 haben wir euch schon darüber informiert, was man bei einer Vergiftung oder Verdacht darauf tut, lest euch diesen Abschnitt bitte noch einmal durch!
1. Amitraz
Enthalten in Hundeshampoos, Halsbändern gegen Ektoparasiten (=Parasiten, die auf den äußeren Oberflächen ihres Wirtes zu finden sind, z.B. Mücken), auch in Insektiziden zu finden.
- Amitraz ist farblos und lipophil (=fettlöslich), in Wasser hingegen nur schwer löslich (hochgiftig für Fische) und als Konzentrat sind meist auch die darin enthaltenen Lösungsmittel giftig.
Symptome:
Analgesie (=Schmerzausschaltung), Entspannung der Muskulatur, Blutdruckabfall, verhindert die Freisetzung von Insulin (führt zu Hyperglykämie = erhöhter Blutzuckerspiegel), Magen-Darmlähmung, Koma, Magendilatation (=Aufplatzen des Magens), Zyanose (=blau- bis lilafärbung der Schleimhäute und Haut), kalte Schleimhäute etc.
Dosis:
Orale Aufnahme (z.B. Fressen von Zeckenhalsband)
Hund 10 - 100mg pro kg/Körpergewicht, bei Katzen deutlich geringer.
Wirkzeit zwischen 30 Minuten und 4 Stunden, je nach Dosis.
Teilweise auch Vergiftungserscheinungen bei Aufnahme über die Haut, je nach Dosis (siehe Teil 1: "Was tun bei Vergiftung")
2. Rodentizide
Darunter fallen: Strychnin, Thallium, Coumarinderivate oder auch Bromethalin.
Im Besonderen möchten wir hier auf die Coumarinderivate hinweisen:
- Coumarin ist ein natürlicher Duftstoff, dessen Geruch Vanille ähnlich ist und z.B. in Tabak oder Kosmetik genutzt wird.
Natürliche Coumarinderivate können sich z.B. in verschimmeltem Heu finden lassen. Synthetische Derivate finden sich z.B. in Gerinnungshemmern oder auch Rattengift und anderen Giften.
- Dosis Hund zwischen 0,25mg und 300mg pro kg Körpergewicht, je nach Derivat. Katze 14,7mg bis 100mg pro kg Körpergewicht.
- Die Toxizität kann z.B. durch Antibiotikaeinnahme und darausfolgender Sterilität des Darms oder auch Lebererkrankungen gesteigert werden.
- Symptome zum Beispiel: Einblutungen in die Haut, aus kleinsten Wunden oder Einstichstellen, Nasenbluten, Blutungen der Maulschleimhaut, Lahmheit durch Einblutung in die Gelenke, Lähmungen, Tod (Hirnblutung), Schock, Blutiger Kot, Husten (blutiger Schleim)....
ACHTUNG: Schon das Fressen vergifteter Mäuse oder Ratten führt zu einer Vergiftung, die Symptome treten meist erst nach 2-5 Tagen auf - können aber auch nach Minuten auftreten, daher bei Verdacht oder wenn man sieht, wie der Hund eine (tote) Maus oder Köder frisst, wird die Gabe von Aktivkohle (keine Holzkohle oder ähnliches!) empfohlen und so schnell wie möglich zum Tierarzt.
Tier weich transportieren, wegen der hohen Blutungsgefahr z.B. auf Kissen und Decken.
Generell sind alle diese oben genannten Mittel zumeist in Ködern zu finden und hoch giftig. Teilweise können Symptome bereits nach 10 Minuten auftreten, teilweise dauert es Tage.
Als allgemeine Empfehlung gilt: Bei Verdacht oder wenn man gesehen hat, dass das Tier etwas aufgenommen hat (auch tote Mäuse, Ratten, Vögel etc.) sofort Aktivkohle eingeben (wenn möglich) und zum Tierarzt! So schnell wie irgend möglich!
3. Bekämpfungsmittel
Darunter fallen zum Beispiel Pilzbekämpfungsmittel, Schneckenbekämpfungsmittel, Mittel gegen Algenbewuchs, Unkrautvertilger, Düngemittel.
Da hier die Mittel so vielfältig sind, können wir nicht jedes Einzelne benennen, empfehlen aber, wenn ihr solche Mittel nutzt, diese sicher zu lagern und vorsorglich zu überprüfen, welches Mittel genau genutzt wird und welche Symptome beim speziellen Mittel oder den Inhaltsstoffen auftreten können, hierfür hilfreich sind Datenbanken wie z.B. clinitox.ch.
4. Ethylenglykol und Propylenglykol
- Propylenglykol ist sowohl in Frostschutzmittel, als auch als Zusatzmittel in Konservenfutter z.B. für Katzen enthalten.
- Bei Katzen lassen sich Heinz Körper in den Erythrozyten nachweisen.
- Symptome: Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen), Zittern, Lähmungen, Kreislaufschwäche, Atemstillstand etc.
- Dosis ist nicht genau benannt.
-Ethylenglykol wird z.B. als Frostschutzmittel genutzt.
-Eine Vergiftung läuft in 2 Phasen ab.
1. Phase mit Erbrechen, Durst, Bewegungsstörungen und dauert ca. 12 Stunden (bei Katzen weniger), die 2. Phase folgt mit Anzeichen von Niereninsuffizienz bzw. Nierenversagen.
- Die Dosis beläuft sich auf 4,6ml - 10ml pro kg Körpergewicht beim Hund und 1,5ml pro kg Körpergewicht bei der Katze.
(Aktivkohle nicht hilfreich, da sie keine Glykole bindet)
5. Öle
Schmieröle, Mineralöle oder auch Erdölderivate (Dieselöl)
Auch hier gibt es sehr viele Untergruppen, weshalb wir dasselbe empfehlen, wie unter Punkt 3 genannt.
6. Humanmedikamente
Ob ein Medikament aus der Humanmedizin auch in der Tiermedizin oder am Tier eingesetzt werden kann/darf, sollte allein der Tierarzt entscheiden, daher bitte NIE zum Beispiel Schmerzmittel für den Menschen auch Tieren verabreichen. Aspirin bzw. Salicylsäure z.B. kann für Katzen schwer toxisch wirken und zum Tod führen (nicht immer, wir werden hier aber keine Dosis anführen, da dies dem Tierarzt überlassen bleiben sollte, deshalb gilt für den Tierbesitzer: Keine Selbstmedikation aus dem heimischen Medizinschrank!)
7. Weiteres
Als weitere Mittel verstehen sich z.B. Waschmittel, Bleiche, Lacke, Farben, Batterien, Lösungsmittel und andere....
Leider erscheint diese Liste schier endlos, das heißt aber nicht, dass man sein Tier nun in Watte packen muss - diese Liste, ebenso wie Teil 1 und 2 sollen euch als Information dienen, dabei helfen, einige Giftstoffe zu erkennen (von denen man vielleicht noch gar nichts wusste) und einen Überblick über Symptome und Vorsorge zu erhalten.
- Im Zweifel bitte immer schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen! -
Für weitere Informationen oder zur Überprüfung bekannter Stoffe (z.B. aus Inhaltsangabe) hilft euch zum Beispiel die sehr ausführliche Seite: www.clinitox.ch
Wir wünschen euch allen und euren Vierbeinern auf jeden Fall eine gute Gesundheit!
Quelle: https://www.facebook.com/Tiernotdienst/posts/630834643644677